Der hl. Vincentius, Märtyrer († 304)

Statue des heiligen Vincentius

Saragossa in Spanien war die Vaterstadt dieses heiligen. Einer adeligen Familie entstammend, wurde er dem heiligen Bischof Valerius zur Erziehung übergeben. Mit großem Eifer oblag er den Wissenschaften und machte solche Fortschritte, dass er, obwohl noch jung an Jahren, wegen seiner hervorragenden Tugenden und seiner tiefen Kenntnis der göttlichen Schriften zum Diakon geweiht und berufen wurde, statt des greisen Bischofs Valerius das Predigtamt zu verwalten. Beredt und voll heiligen Eifers führte er viele Ungläubige zur heiligen Kirche, viele Sünder auf den Weg der Buße und Tugend. Aber der Tugendeifer des heiligen Vincentius sollte bald die qualvollste Probe bestehen.

Datianus, der Statthalter des Kaisers Diocletian in Spanien, wütete, um die kaiserliche Gunst sich zu erwerben, gegen Bischöfe und Priester, und so wurden bei der ausbrechenden Christenverfolgung auch Valerius und Vincentius gefesselt vor den Richterstuhl geschleppt. Der heilige Bischof, alt und gebrechlich, wurde verbannt, Vincentius aber grausam gefoltert. Seine Hände und Füße wurden aus den Gelenken gezerrt, sein Leib mit eisernen Krallen zerfleischt, das Blut rann von allen Teilen seines Körpers; darauf wurde er, gleich dem heiligen Laurentius, auf einen glühenden Rost geworfen und gegeißelt, seine Wunden wurden mit Salzkörnern bestreut. Dann brachte man ihn in ein finsteres Gefängnis und legte ihn auf spitzige Scherben. Allein der Kerker wurde wunderbar erhellt; der Heilige aber lobte Gott, und Engel erfreuten ihn mit himmlischem Trost. Die Wächter, welche den hellen Glanz des Kerkers sahen und die himmlische Musik hörten, bekehrten sich zum Christentum.

Der große Sieger Vincentius aber starb bald darauf, verehrt von der ganzen Stadt. Datianus ließ den Leichnam des Heiligen auf den Schindanger werfen, den wilden Tieren zur Beute; allein es flog ein gewaltiger Rabe herbei, umflatterte mit wildem Geschrei den Leichnam und schützte ihn vor den herankommenden Tieren. Erzürnt darüber, ließ Datian die heilige Leiche mit einem Stein beschwert in das Wasser werfen, aber die Wellen spülten ihn wieder an das Ufer, und die Christen konnten sie heimlich bestatten.

Anwendung:
Entsetzliche Schmerzen hat Vincentius gelitten, aus Liebe zu Christus, der für uns gelitten hat und gestorben ist. Sollte das Beispiel derer, die für Christus einen solchen Martertod erlitten haben, uns nicht ermutigen, für den Heiland wenigstens zu leben, d. h. für Ihn alle Kräfte des Leibes und des Geistes zu verwenden?

Gedenktag:  22. Januar

Gebet:
O Herr, neige dich gnädig zu unseren Bitten,
damit wir, die wir unserer Sündhaftigkeit wegen
uns als Schuldige erkennen,
durch die Fürbitte des heiligen Märtyrers Vincentius
Verzeihung erlangen, durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Quelle: P. Philibert Seeböck, Kleine illustrierte Heiligen-Legende auf jeden Tag des Jahres, ein Paradiesgärtlein mit Blumen aller Art, 13. Auflage, 1886